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Adaption – werkgetreue Reproduktion oder notwendige Neuinterpretation?

Der Champagner ist geleert, der rote Teppich aufgerollt, die Oscars sind vergeben…

Doch auch wie bereits in einigen Jahren zuvor gab es im Vorfeld der Verleihung Diskussionen um die Einordnung in die Kategorien „Bestes Originaldrehbuch“ und „Bestes adaptiertes Drehbuch“. Die Writers Guild of America hatte BARBIE, geschrieben von Greta Gerwig und Noah Baumbach, als Originaldrehbuch für ihren eigenen Preis nominiert. Doch die Writers Branch der Academy of Motion Pictures, Arts and Sciences teilte diese Einschätzung nicht und nominierte BARBIE in der Kategorie „Bestes adaptiertes Drehbuch“, obwohl dem Drehbuch kein existierendes Narrativ zugrunde lag. Die Einordnung geschah auf Basis der Academy-eigenen Definition als „Drehbuch, das auf vorher veröffentlichtem Material wie z. B. einem Roman, einer Serie, einem Videospiel“ basiert. So wurden auch Sequels wie BEFORE MIDNIGHT (2013) und TOP GUN: MAVERICK (2022) als adaptiert eingestuft, während z. B. der ebenfalls auf einem Spielzeug basierende LEGO MOVIE 2014 als Originaldrehbuch ins Oscar-Rennen ging. Barbies weitreichende Vergangenheit als Heldin zahlreicher Animationsfilme und -serien für Kinder war für die Einordnung als Adaptions-Drehbuch hier somit wohl ausschlaggebend.

Es stellt sich die Frage, was denn nun eine Adaption ausmacht, wenn eine existierende Handlung als Grundlage gar nicht erforderlich ist – und inwieweit sich eine filmische Umsetzung im Falle einer vorliegenden Handlung eng an dieser orientieren sollte.

Eine vollständige und absolut werkgetreue Adaption erweist sich bereits aufgrund des Umfangs der Vorlage häufig als unmöglich. Auch bieten sich in einer literarischen Vorlage stilistische Mittel des Storytellings an, die filmisch wiederum nicht umgesetzt werden können. 

Wie haben die diesjährigen Oscar-Kandidaten diese Herausforderungen gelöst? Sind sie darüber hinaus den Figuren, der Erzählperspektive und dem Ton ihrer Vorlage gerecht geworden? Und ist es ihnen gelungen, trotz Abweichungen der Intention ihrer Vorlage treu zu bleiben und dieser sogar durch eine filmische Aufarbeitung für ein zeitgenössisches Publikum zu neuer Relevanz zu verhelfen?

BARBIE

Als Grundlage von BARBIE dient die 1959 von Ruth Handler erschaffene Anziehpuppe. Diese sollte Mädchen als Alternative zu herkömmlichen Babypuppen und der damit einhergehenden Vorbereitung auf die Mutterrolle dienen. Barbie kann alles sein – und Frauen auch. So lautet die Botschaft. Die Filmadaption greift diese Idee bereits im Monolog auf humorvoll-hinterfragende Weise auf. Und auch in Barbies zunächst perfekt scheinender Welt bieten sich unzählige Möglichkeiten der Selbstverwirklichung. Doch der Film stellt diese These auf den Prüfstand, als Barbie aufgrund einer Identitätskrise gezwungen ist, sich in die reale Welt zu begeben. Hier wird sie mit dem Druck sozialer Erwartungen konfrontiert, der durch das Credo „You can have it all.“ häufig auf realen Frauen lastet – und zu dem sie unbewusst selbst beiträgt.

Bedingt durch die heutige Kritik hinterfragt der Film zudem sowohl den kapitalistischen Aspekt der Marke Barbie als auch ihren ideal scheinenden, jedoch physiologisch unmöglichen Körper. Darüber hinaus greift der Film das umgekehrte Machtverhältnis zwischen den Geschlechtern in Barbieland auf, wo im Gegensatz zur Realität matriarchalische Strukturen herrschen und Barbies Freund Ken bloß eine komplementäre Rolle innehat. 

Primär richtet sich der Film somit an die Zielgruppe der erwachsenen Frauen, die einst mit Barbie gespielt und ihre Botschaft verinnerlicht hat – dann jedoch im Erwachsenenalter feststellen musste, dass ihre Optionen der Selbstverwirklichung durch patriarchale Strukturen begrenzt sind. 

Trotz dieser kritischen Haltung bleibt der Film in seiner spielerisch-leichten Art und Weise stets seiner Grundlage eines Kinderspielzeugs treu. So schwebt Barbie wie von unsichtbarer Kinderhand gehalten durch ihre plastisch konzipierte Welt und switcht innerhalb weniger Sekunden von einem Fahrrad auf ein Boot und anschließend sogar auf die Spitze einer Rakete. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Und BARBIE gelingt der Spagat zwischen liebevoller Hommage und notwendiger Sozialkritik.

Photo by Al Seib @ AMPAS

POOR THINGS

Basierend auf dem 1992 veröffentlichten Roman POOR THINGS: EPISODES FROM THE EARLY LIFE OF ARCHIBALD MCCANDLESS M.D., SCOTTISH PUBLIC HEALTH OFFICER von Alasdair Gray, präsentiert der Film POOR THINGS eine feministische Version von Mary Shelleys FRANKENSTEIN. Er schildert die Emanzipation von Bella Baxter, der nach einem Suizidversuch vom unkonventionellen Wissenschaftler Godwin Baxter das Gehirn ihres ungeborenen Babys eingepflanzt wird. 

Der satirische Ton des Romans zeichnet auch Tony McNamaras Drehbuch aus, doch die Filmadaption weist zahlreiche Abweichungen zur Vorlage aus. So wurde das Setting der Geschichte von Glasgow nach London verlegt. Nur winzige Details wie der Akzent Godwin Baxters sowie der schottische Name von Bellas zukünftigem Ehemann kreieren subtile Hinweise zum ursprünglichen Setting. Alasdair Grays literarisches Schaffen ist jedoch zutiefst mit seiner Heimat Glasgow verbunden und er nutzt in seinem Roman die Figur Bella auch als Metapher für Schottland. So verkörpert sie eine schwierige Vergangenheit, gepaart mit einem ungebrochenen Streben nach Unabhängigkeit. Durch den Wechsel des Handlungsorts geht dieser Aspekt somit in der filmischen Adaption verloren.

Ein gravierender Unterschied zwischen Roman und Film findet sich in der geänderten Erzählperspektive. Der Roman besteht aus unterschiedlichen Sichtweisen auf die Entwicklung Bella Baxters: Der Erzählung ihres Ehemanns, die dem Narrativ des Films entspricht, folgt ein entschiedenes Dementi von Bella selbst. Darin wirft sie ihrem Ehemann vor, schmutzige Fantasien über ihren Werdegang präsentiert zu haben, um den Geschmack eines sensationslüsternen Publikums zu befriedigen. 

Hier stellt sich die Frage, warum die Adaption eines Romans mit feministischem Anspruch auf die Aussagen seiner Protagonistin gänzlich verzichtet. Zu Beginn der Geschichte ist Bella das Experiment eines männlichen Wissenschaftlers - eine wieder zum Leben erweckte erwachsene Frau mit dem Gehirn eines Babys. Im Laufe der Handlung kämpft sie jedoch gegen die ihr auferlegte Rolle an und befreit sich sexuell, finanziell und geistig. Der Film stellt hier jedoch besonders Bellas sexuelle Erfahrungen in den Vordergrund und beschränkt sich in der Adaption gänzlich auf die literarische Sichtweise ihres Ehemanns. Durch das Auslassen von Bellas hinterfragender Haltung verzichtet der Film POOR THINGS im Gegensatz zur Romanvorlage somit auf ein Statement über die männliche Sicht auf weibliche Körper und deren Sexualität.

ZONE OF INTEREST

Auch der 2014 erschienene Roman ZONE OF INTEREST von Martin Amis ist multi-perspektivisch gestaltet und erzählt den Holocaust aus der Sicht von Opfer und Täter zugleich. Die zentralen Figuren bilden ein in Auschwitz gefangener Jude, ein Lageroffizier und sein Vorgesetzter – ein an Rudolf Höss angelehnter Kommandant.

Regisseur und Autor Jonathan Glazers Adaption orientiert sich dagegen nur lose an der Vorlage. Einzig der Lagerkommandant und seine Ehefrau existieren in der Adaption – und tragen wiederum ihre realen Namen Rudolf und Hedwig Höss. Im Gegensatz zur Vorlage spielt die Filmhandlung primär auf dem direkt ans Konzentrationslager angrenzende Anwesen der Familie Höss. Die Adaption verzichtet gänzlich darauf, das Grauen im Lager zu visualisieren. Es bleiben einzig audiosensorische Eindrücke wie Schreie, Schläge und hin und wieder Schüsse. Das Publikum wird dadurch in die Perspektive von Hedwig Höss versetzt, die sich mit ihrer Familie auf ihrem idyllischen Anwesen vom Horror auf der anderen Seite der Gartenmauer abschottet. Der Film wahrt jedoch im Vergleich zur Vorlage eine große emotionale Distanz zu seinen Figuren. Darüber hinaus fügt Jonathan Glazer einen auf einer wahren Begebenheit basierenden Subplot ein, der im Roman nicht existiert – der düsteren Handlung jedoch den Aspekt Menschlichkeit entgegensetzt. Kontrastiert wird dies wiederum durch einen Ausblick in das heutige Lager Ausschwitz und den gegenwärtigen Umgang mit dem Thema Holocaust.

Film und Roman unterscheiden sich somit grundlegend. Anstatt die Verflechtungen zwischen den drei Hauptfiguren der Vorlage aufzugreifen, zeigt die Adaption anhand des banalen Alltags der Familie Höss, dass das Böse auch in scheinbar gewöhnlichen Menschen schlummert – und das Publikum mehr mit den Verantwortlichen des Holocausts gemein hat als vielleicht angenommen. 

Obwohl die Adaption also grundsätzlich einen anderen dramaturgischen Ansatz verfolgt, wird die Botschaft des Romans gewahrt. Vielmehr bereitet der Film diese in konzentrierter Form für ein modernes Publikum auf, welches wahrscheinlich bereits etliche filmische Darstellungen des Holocausts konsumiert haben dürfte. Durch seine radikale Erzählweise hebt sich ZONE OF INTEREST von bereits existierenden Werken ab und ist damit vielleicht umso effektiver, um das heutige Publikum für die Kapazität menschlichen Terrors erneut zu sensibilisieren. Mehr noch, der Film wirft ein Licht auf die menschliche Fähigkeit, sich mit existierenden Gräueltaten und menschlichem Elend zu arrangieren, diese zu akzeptieren und eventuell sogar Nutzen daraus zu ziehen.

OPPENHEIMER

Der Film basiert auf AMERICAN PROMETHEUS: THE TRIUMPH AND TRAGEDY OF J. ROBERT OPPENHEIMER (2005), der Pulitzer-preisgekrönten Biographie von Martin Sherwin und Kai Bird über den „Vater der Atombombe“. Autor und Regisseur Christopher Nolan orientiert sich in seiner Adaption eng an der Vorlage, um dem Publikum den inneren Konflikt Oppenheimers näherzubringen. Er erzählt von einem Helden, der keiner sein möchte, und dessen bedeutende wissenschaftliche Leistung weitreichende tragische Folgen nach sich zieht. 

Obwohl in der Periode des 2. Weltkriegs angesiedelt, ist die Handlung des Films heute vielleicht relevanter denn je. In Zeiten wachsender globaler Unsicherheit und drohender politischer Eskalation gilt es, Verantwortung zu übernehmen und mit Weitsicht zu agieren. Um diese Botschaft zu transportieren, wählt Christopher Nolan jedoch im Vergleich zur Vorlage eine nonlineare Erzählweise. Die Rahmenhandlung des Films bilden wiederkehrende Anhörungen Oppenheimers vor einem Untersuchungsausschuss und dem Senat. Dieser Ansatz ermöglicht dem Publikum, gemeinsam mit dem Protagonisten auf die Ereignisse rund um die Entwicklung der Atombombe zurückzublicken, zu reflektieren und Oppenheimers innere Zerrissenheit bezüglich seiner moralischen Verantwortung zu spüren.

Eine besondere Verantwortung ergibt sich auch durch die Adaption eines Buchs, das auf realen Ereignissen und Personen beruht. Hier stellt sich in der Umsetzung die Frage, inwieweit die Realität bereits in der Vorlage schon einmal literarisch interpretiert wurde, um vielleicht ein gewähltes Narrativ zu bedienen. Die Vorlage zu OPPENHEIMER versucht die Beweggründe seines Handelns und den daraus resultierenden moralischen Konflikt zu beleuchten, wertet jedoch nicht. Der Film orientiert sich eng an diesem Maßstab, doch kommt seiner erzählerischen Verantwortung in der Darstellung von Oppenheimers Ehefrau Kitty und seiner langjährigen Geliebten, der Psychologin Jean Tatlock, nur bedingt nach. 

Die literarische Vorlage bietet mehr Spielraum, um beide Frauen u. a. auch beruflich in Kontext zu setzen. Der Film verzichtet jedoch gänzlich darauf und reduziert sie auf eine rein persönliche Ebene. Dabei wäre es sicherlich auch im Film möglich gewesen, die Biologin Kitty Oppenheimer im Labor zu zeigen, wo sie im Rahmen des Manhattan-Projekts arbeitete, um eine potentielle Gefahr durch Strahlung einzuschätzen. Auch wird in der Adaption Jean Tatlocks gleichgeschlechtliche sexuelle Orientierung unterschlagen, obwohl die Vorlage – basierend auf Aussagen und Korrespondenz – darin den Grund ihres Suizids vermutet. Dem Film fehlt im Vergleich zur Vorlage der notwendige Raum, um dies ausführlich zu thematisieren. Doch es stellt sich auch die Frage, ob ein solches „Straightwashing“, eine heteronormative Anpassung in der medialen Abbildung realer queerer Personen, den Standards eines zeitgenössischen Publikums entspricht.

AMERICAN FICTION

Basierend auf dem Roman ERASURE (2001) von Percival Everett, handelt AMERICAN FICTION vom gut situierten afroamerikanischen Literaturprofessor Monk, der zunächst erfolglos Bücher veröffentlicht. Aus Frust verfasst er unter dem Pseudonym Stagg R. Leigh eine Parodie, die eine Vielzahl unsäglicher Stereotype über Schwarze Amerikaner beinhaltet. Als dieser Roman bei einem vornehmlich weißen Publikum zum absoluten Bestseller wird, sieht sich Monk gezwungen, auch in seiner Person als Autor dem Stereotyp zu entsprechen.

Die Filmadaption von Cord Jefferson weist ebenfalls einige Abweichungen zur Vorlage auf. So wird auch hier das Setting verlegt, von Washington, D. C. nach Boston. Dies hat jedoch den Effekt, Monks Sonderstellung innerhalb der von Weißen dominierten Literaturwelt Bostons besser zu demonstrieren. Auch kommt es in der Vorlage zu einem Bruch zwischen Monk und seiner Partnerin, als er entdeckt, dass sie ein Fan eines überaus klischeehaften Romans ist, der Monk als Vorbild für sein eigenes stereotypes Werk dient. In der Adaption hingegen ist es Monks eigenes und unter Pseudonym verfasstes Buch, welches seine Partnerin begeistert. Durch diese persönlichere Bindung wird Monks Desillusionierung somit im Vergleich zur Vorlage noch einmal erheblich gesteigert. Die Abweichungen verändern die Handlung somit nur geringfügig, dienen jedoch einer Verschärfung des Konflikts.

Als große Herausforderung bei der Adaption erweist sich jedoch der Umstand, dass auch hier die Vorlage aus unterschiedlichen eingebetteten Narrativen besteht. So beinhaltet der Roman sowohl Monks Storyideen und persönliche Korrespondenz als auch sein unter Pseudonym verfasstes Buch. Cord Jefferson greift bei der Filmadaption auf alternative Lösungen zurück, die den experimentellen Charakter der Vorlage wahren. So ermöglicht eine Visualisierung des Schreibprozesses dem Publikum eine Teilhabe an Monks kreativem Vorgehen. Darüber hinaus beinhaltet AMERICAN FICTION mehrere Enden, die der Meta-Atmosphäre der Vorlage entsprechen – und darüber hinaus eine direkte Verbindung zum Prozess der Filmadaption schafft.

AMERICAN FICTION gelingt es somit nicht nur, die in der Vorlage beleuchteten Themen wie Rassismus und Klassismus in der Literaturbranche einem Kinopublikum zu vermitteln, sondern auch zugleich auf clevere Art und Weise den eigentlichen Prozess der Filmadaption zu hinterfragen.

Photo by Richard Harbaugh @ AMPAS

Es existiert unter den diesjährigen Oscar-Kandidaten somit ein weitreichendes Spektrum an Adaptionen. Während BARBIE keine bereits existierende Erzählung zugrunde liegt, vernachlässigt ZONE OF INTEREST die Handlung seiner Vorlage weitestgehend zugunsten einer auf ein zeitgenössisches Publikum zugeschnittenen Dramaturgie. Vielmehr basieren beide Werke auf einer Idee, setzen diese jedoch der Intention der Vorlage entsprechend um. Im Vergleich dazu orientiert sich OPPENHEIMER sehr eng an der zugrunde liegenden Biographie, nimmt jedoch in der Darstellung realer Personen dramaturgische Freiheiten, die nicht zwangsläufig erforderlich scheinen. Es stellt sich bei Adaptionen von historischen Ereignissen somit die Frage nach der erzählerischen Verantwortung, gleichermaßen der Vorlage und der Realität gegenüber.

Sowohl ZONE OF INTEREST als auch POOR THINGS weisen zudem eine veränderte Erzählperspektive im Vergleich zu ihrer jeweiligen Vorlage aus. Doch POOR THINGS untergräbt dadurch teilweise die Intention des Romans, der ja auch die männliche Sicht auf weibliche Lebenserfahrungen in Frage stellt. Dies könnte der Herausforderung geschuldet sein, konträre Narrativen des Romans mit filmischen Mitteln umzusetzen. Jedoch verfolgt auch die Vorlage von AMERICAN FICTION einen experimentellen Ansatz, der wiederum in der Adaption aufgegriffen und durch filmdramaturgische Alternativen erfolgreich umgesetzt wird.

Tatsächlich wurde AMERICAN FICTION auch zum diesjährigen Gewinner für das beste adaptierte Drehbuch gekürt. Angesichts der Tatsache, dass der Film auch einen pointierten Kommentar zum Adaptionsprozess selbst liefert, ist dies eine mehr als treffende Wahl.

Welche Schlüsse lassen sich nun daraus für die zukünftige Stoffentwicklung von Adaptionen ziehen?

Ein guter Ansatz scheint im Zweifel eher der Intention als der Handlung der Vorlage zu folgen. Ohne Abstriche in der Vollständigkeit lassen sich literarische Vorlagen häufig sowieso nicht in ein filmisches Format pressen. Die experimentelle Erzählform eines Romans kann sich als zusätzliche Herausforderung erweisen, für die adäquate filmische Alternativen gefunden werden müssen. Hier gilt es, mit filmischen Mitteln primär die Essenz der Vorlage herauszuarbeiten, statt sich dieser in erzählerischen Aspekten wie Struktur, Perspektive usw. zwanghaft zu unterwerfen. Vielmehr ist es von Nutzen, bereits in einer frühen Phase der Stoffentwicklung zu erkennen, was die Vorlage als besonders auszeichnet und wo dramaturgische Abweichungen notwendig und vielleicht sogar lohnend sind. Nur so kann es einer Adaption gelingen, gleichermaßen der Vorlage gerecht zu werden und ihr durch eine filmische Aufbereitung auch zu neuer Relevanz zu verhelfen.